Im Frühjahr 1969 schlugen in Neckarsulm die Wogen hoch. Zuerst waren es nur Gerüchte, dann eine Bildzeitungs-Schlagzeile, schließlich Gewissheit: Der Riese VW würde den Zwerg NSU schlucken. Dabei waren die NSU Nachrichten verheißungsvoller denn je: Fünfhundertneunzig Autos pro Tag reichten nicht, um den Bedarf ohne Lieferfristen zu decken.
Der Umsatz war im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent gestiegen, der RO 80 bestätigte Neckarsulmer Pioniergeist und verkaufte sich gut, die Wankelidee listete immer mehr Lizenznehmer auf. Freilich, die bisherigen NSU Prinz Automobile mussten durch einen größeren Mittelklassewagen, den späteren K 70, ergänzt werden, der RO 80 machte Bekanntschaft mit Negativ-Schlagzeilen und bedurfte weiterer intensiver Feinarbeit, eine Erweiterung der Typenzahl schien unumgänglich. Dafür fehlte jedoch Kapital in beträchtlicher Größenordnung.
Bereits 1965 hatte der NSU Hauptaktionär, die Dresdner Bank, den Vorstandsvorsitzenden zur Suche nach einem größeren Partner angeregt. Nach Sondierungen bei Ford und Fiat bot sich VW an. Das NSU Kapital wurde durch die Wolfsburger von 87 auf 215 Mio. DM aufgestockt und gleichzeitig die Fusion mit der 100-prozentigen Tochter Auto Union GmbH in Ingolstadt beschlossen. Mit dem Zungenbrecher-Namen Audi NSU Auto Union AG etablierte sich das neue Unternehmen mit Sitz in Neckarsulm. Dort wurde man über den Gang der Dinge doch noch recht froh, als sich der RO 80-Umsatz angesichts ungelöster Probleme stark rückläufig entwickelte, Enttäuschungen über das Kreiskolbenkonzept sich international breit machten und schließlich der K 70 als VW Produkt auf den Markt gebracht wurde.